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Vom Bastler zum Wissenschaftler

#youngscientists: Wadih Rassy, Projektassistent und PhD-Student im Interview

Wadih Rassy ist Projektassistent an der IMC Fachhochschule Krems und arbeitet im Projekt REEgain, welches bei der Expo 2020 in Dubai präsentiert wird. Dabei wird an einer neuen umweltfreundlichen und nachhaltigen Recycling-Methode geforscht, um Seltene Erden mithilfe von Mikroorganismen zurückzugewinnen. Im Interview spricht er über die neue Technologie der Rückgewinnung dieser besonderen Metalle, seine Arbeitsabläufe im Labor und seinen Kindheitstraum Wissenschaftler zu werden. 
 

#youngscientists: Wadih Rassy, Projektassistent und PhD-Student im Interview

Was ist konkret das Ziel des Forschungsprojekts „REEgain“?

Im Projekt geht es um die biologische Rückgewinnung von sogenannten „Seltenen Erden“, also REE – Rare Earth Elements, aus pulverisierten Elektronikteilen und Abwässern. Handys, Computer und Kameras würden ohne Seltene Erden nicht funktionieren. Doch die herkömmliche Gewinnung der Metalle ist aufwendig und umweltschädlich. In unserem Forschungsprojekt der IMC FH Krems in Kooperation mit der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, der Donau-Universität Krems und der Karl-Landsteiner Privatuniversität haben wir uns zum Ziel gesetzt, Seltene Erden ganz ohne Umweltschäden mithilfe von Bakterien und Algen aus Elektronikschrott zu recyceln. Ermöglicht wird das Pionier-Projekt durch eine Förderung der EU im Rahmen des Programms „Interreg Österreich – Tschechische Republik“ aus dem „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“.

Was ist der Inhalt des Arbeitspakets der IMC FH Krems?

In unserem Arbeitspaket sind wir für das Screening verschiedenster Mikroorganismen und die analytische Messung in Bezug auf das Herauslösen von REEs zuständig. Hierbei geht es vorwiegend um die Entwicklung eines möglichst einfachen Prozesses, im Interesse einer einfachen Rohstoffwiederverwertung.

Wie kann man sich deine Forschungsarbeit vorstellen? 

Ich züchte Mikroorganismen und bringe sie in Kontakt mit Seltenen Erden. Das Screening basiert auf der Trennung und der darauffolgenden Messung von Biomasse und Überstand auf elementaren Gehalt und somit Aufnahmeeffizienz. Hierzu arbeiten wir sowohl mit mesophilen als auch extremophilen Organismen – das sind Mikroorganismen, die entweder sehr harmlose oder extreme Umgebungsbedingungen bevorzugen oder benötigen.

Was macht dieses Projekt einzigartig?

Wir sind von elektronischen Geräten und Technologie umgeben und müssen deswegen die Entwicklung zur Rückgewinnung von Rohstoffen aus veralteter oder defekter Technik vorantreiben. In Zeiten neuer Erkenntnisse über den Klimawandel und der Notwendigkeit von Recyclingprozessen ist das in meinen Augen selbstverständlich. Unser Ziel ist es, Seltene Erden ganz ohne Umweltschäden mithilfe von Bakterien und Algen aus Elektronikschrott zu recyceln. Von dieser neuen Technologie sollen regionale Unternehmen profitieren.

Welche Ergebnisse werden im Projekt erwartet?

Er gibt bereits viele Publikationen über die Aufnahme und das „Bioleaching“ – das ist die Metallgewinnung durch biologisch-chemische Prozesse – von Lanthaniden, bestimmten Metallen der Seltenen Erden. Allerdings fehlt es an genaueren Daten und Anwendungsmöglichkeiten für die Entwicklung eines Recycling-Verfahrens für die Nutzung bei Abfallverwertern. Wir erwarten uns einen Schritt in die richtige Richtung, um Probleme aufgrund von Rohstoffketteninsuffizienzen und Umweltverschmutzung durch Rohstoffbeschaffung zu minimieren.

Das Projekt REEgain wird auf der Weltausstellung 2020 in Dubai präsentiert. Was erwartet die Besucherinnen und Besucher?

Von Oktober 2021 bis März 2022 werden auf der Expo 2020 in Dubai Innovationen „Made in Austria“, wie auch unser Projekt REEgain, vorgestellt. Im iLab im Österreich-Pavillon werden ausgewählte Innovationen, die österreichischen Erfindergeist widerspiegeln, digital in Videos und auch physisch durch Exponate präsentiert. Diese zeigen, wie der Einfallsreichtum von Unternehmen und Wissenschaftlern dazu beiträgt, die Zukunft positiv und nachhaltig zu gestalten. 

Warum hast du dich für das Studium der Biotechnologie entschieden?

Mein Interesse galt schon immer den Naturwissenschaften – Wissenschaftler zu sein war seit frühester Jugend mein Traum. Nach einem Auslandseinsatz hatte ich mich ursprünglich für Pharmazie an der Uni Wien eingeschrieben, musste aber feststellen, dass ich hier meiner Leidenschaft für Forschung nicht nachgehen konnte. In meinem Studium „Medizinische und Pharmazeutische Biotechnologie“ an der IMC FH Krems wusste ich vom ersten Moment an, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Wie entstand die Idee für dein PhD-Studium?

Mein PhD Studium in Technischer Chemie absolviere ich an der TU Wien. An der IMC FH Krems bin ich als Projektassistent angestellt. Die Idee entstand nicht erst, sondern war ein logischer Schluss zu meinem Traum, in der Forschung Fuß zu fassen. In meiner Dissertation geht es um dieselbe Themenstellung wie im REEgain-Projekt, jedoch ohne die technologische Ausrichtung. Ich bediene mich des chemischen Aufschlusses für die Verwertung von Elektroschrott oder verwende bekannte Konzentrationen an Lanthaniden, die dann unter Mithilfe von Mikroorganismen im optimalen Fall weiter trennbar sind.

Was findest du spannend an der Forschungsarbeit? 

Die Neugier hat mich eigentlich immer schon angetrieben. Ich wollte stets herausfinden, wie die Dinge um mich herum funktionieren, und Methoden dazu entwickeln. In meiner Familie war ich von klein auf als „Bastler“ verschrien. Wenn etwas kaputt war, habe ich es repariert. Selbst wenn es funktionierte, nahm ich es auseinander, um zu verstehen, wie es funktioniert. Das Einzige, das sich seit meiner Kindheit verändert hat, ist der Maßstab. Ich versuche nach wie vor, die Dinge, an denen ich forsche, zu verstehen… Vermutlich mit etwas mehr System dahinter.

Über Wadih Rassy 

Wadih Rassy, MSc. (33) ist Projektassistent am Department of Life Sciences an der IMC FH Krems. Er stammt ursprünglich aus Baden bei Wien. Während seines Studiums der Pharmazie an der Universität Wien wechselte er an die IMC FH Krems und schloss 2016 sein Bachelor- und 2019 sein Master-Studium „Medizinische und Pharmazeutische Biotechnologie“ ab. Seine Praktika absolvierte er an der Sultan Quaboos Universität Maskat, Oman, und an der IMC FH Krems. Seit 2019 belegt er ein Doktoratsstudium für Technische Chemie an der TU Wien.
 

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