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News #Forschung#Musiktherapie

Forschung auf den Spuren der Wirkung von Musik

Menschen reagieren auf Musik. Ihre therapeutischen Anwendungsfelder erstrecken sich über die gesamte Lebensspanne, von der Neonatologie bis zur Palliativstation. Forscherinnen und Forscher des an der IMC Fachhochschule Krems etablierten „Josef Ressel Zentrums für die Grundlegung einer personalisierten Musiktherapie“ (JRZ) beschreiten innovative Wege in der wissenschaftlichen Fundierung von Musiktherapie. Das JRZ verfolgt drei Projektstränge, die als gemeinsamer roter Faden die Frage verbindet, wie evidenzbasierte Forschung möglichst nahe an real existierenden klinischen Gegebenheiten durchgeführt werden kann. Hierfür gilt es „ein mobiles Labor ins Feld zu bringen“, und an die realen klinischen Gegebenheiten angepasste Forschungsabläufe zu entwickeln. 

Das Josef Ressel Zentrum (JRZ) an der IMC Fachhochschule Krems widmet sich der Schaffung evidenzbasierter wissenschaftlicher Grundlagen für eine personalisierte Musiktherapie in ausgewählten Feldern der neurologischen Rehabilitation.

Musik im Dienste der Gesundheit

Musiktherapie ist eine Therapieform, die auf dialogischem Weg individuelle Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten aufgreift, und neben der Erfüllung funktionaler Therapieziele auch sozial-kommunikative Fähigkeiten sowie die seelische Krankheitsbewältigung fördert. Das Josef Ressel Zentrum (JRZ) an der IMC Fachhochschule Krems widmet sich der Schaffung evidenzbasierter Grundlagen für eine personalisierte Musiktherapie in Bereich der Neurorehabilitation der Phase C. „Inspiriert durch die Möglichkeiten in Medizin und Pharmakologie beschäftigen wir uns am Josef Ressel Zentrum intensiv mit der Personalisierung im Kontext der Musiktherapie. Wir stellen uns die Frage, wie Musiktherapie auf jede einzelne Patientin und jeden einzelnen Patienten personalisiert werden kann und welche Methoden und Kriterien für eine hochwertige personalisierte Forschung notwendig sind. Ziel ist es, Prinzipien für eine personalisierte Musiktherapie zu entwickeln, die sowohl auf musiktherapeutischer Expertise als auch auf der partizipativen Beteiligung von Patientinnen und Patienten in der Praxis basieren.“, so Prof.(FH) Priv.-Doz. Mag. Dr. Gerhard Tucek, Leiter des Instituts für Therapiewissenschaften und des Josef Ressel Zentrums an der IMC FH Krems.

Forschungsbereich „Right Period“ 

Dieser Forschungsschwerpunkt richtet sich auf die Bestimmung von individuell psycho-physiologisch günstigen Zeitfenstern für therapeutische Intervention. Patientinnen und Patienten, aber auch Therapeutinnen und Therapeuten, haben im Tagesverlauf in ihrer Aktivität Höhe- aber auch Tiefpunkte. Derzeit gibt es noch keine passenden Definitionen bzw. Messinstrumente zu derartigen günstigen Zeiträumen für (nicht-pharmakologische) Therapien. Das Team des JRZ geht davon aus, dass es Phasen gibt, in denen Patientinnen und Patienten und Therapeutinnen und Therapeuten optimal in der Lage sind, von einer therapeutischen Maßnahme maximal profitieren bzw. diese durchführen zu können. Dies bildet die Voraussetzung für effektive therapeutische Begegnungsmomente.

Begegnungsmomente

Der zweite Forschungsschwerpunkt des Josef Ressel Zentrums beschäftigt sich mit gelingenden therapeutischen Begegnungsmomenten, sogenannten „Right Moments“. Ziel dieses Projekts ist es, gemeinsam mit der Anglia Ruskin Universität in Cambridge bedeutsame Momente und Resonanzerfahrungen im Rahmen therapeutischer Interaktionen zwischen Patientinnen und Patienten und Therapeutinnen und Therapeuten zu identifizieren, und deren neuronale Korrelate zu erforschen. Um diese Momente wissenschaftlich beschreiben zu können, verwenden Gerhard Tucek und sein Team das Modell der sozialen Neurowissenschaften. Untersucht wird das Phänomen anhand von „Hyper-Scanning-EEGs“, also mithilfe parallel geschalteten EEGs. Später sollen die gewonnenen Erkenntnisse für die Ausbildung und praktische Arbeit von (Musik)therapeutinnen und (Musik)therapeuten nutzbar gemacht werden. 

Mitgefühl und Empathie von Therapeutinnen und Therapeuten

Im dritten Forschungsschwerpunkt geht das Team des JRZ der Frage nach, wie Studierende und Therapeutinnen und Therapeuten ihre empathischen Fähigkeiten entwickeln bzw. vertiefen können, um gezielt mit Patientinnen und Patienten in Resonanz zu treten. Dies soll die Studierenden und klinisch tätige Therapeutinnen und Therapeuten u.a. dazu befähigen, die oben beschriebenen optimalen Zeitfenster zu erkennen und ihre therapeutischen Interventionen dementsprechend zu gestalten. 

Empathisches Handeln ist für den Therapieerfolg von großer Bedeutung, weil das Schmerzzentrum im Gehirn nicht nur bei manifestem physischem Schmerz aktiviert wird, sondern auch bei der Empfindung von sozialer Isolation. „Wir wissen, dass sich die Verweigerung von emotionaler Resonanz in einem klinischen Behandlungssetting gleichermaßen auf Psyche und Körper schlägt. Deshalb ist die gezielte Schulung und Aufrechterhaltung von Empathie von herausragender Bedeutung für den Therapieerfolg unserer Patientinnen und Patienten“, so Tucek.

Über das Josef Ressel Zentrum

In Josef Ressel Zentren wird anwendungsorientierte Forschung auf hohem Niveau betrieben, hervorragende Forscherinnen und Forscher kooperieren dazu mit innovativen Unternehmen. Unternehmenspartner des Josef Ressel Zentrums für personalisierte Musiktherapie an der IMC FH Krems sind NÖGUS und die Niederösterreichische Landeskliniken Holding, ProMente-Reha sowie s-team IT solutions GmbH. Forschungspartner sind die FH St. Pölten, die FH Gesundheit Tirol und die Anglia Ruskin University in Cambridge. Das Josef Ressel Zentrum wird von Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW), der Christian Doppler Forschungsgesellschaft sowie den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert.  

Über Gerhard Tucek

Prof.(FH) Priv.-Doz. Mag. Dr. Gerhard Tucek ist Musiktherapeut, Anthropologe, Institutsleiter für Therapiewissenschaften an der IMC Fachhochschule Krems, sowie Leiter des Josef Ressel Zentrums für die Grundlegung einer personalisierten Musiktherapie.

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